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Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral

10月29日 编辑 39baobao.com

Heinrich Bll

In einem Hafen an einer westlichen Küste Europas liegt ein rmlich gekleideter Mann in seinem Fischerboot und dst. Ein schick angezogener Tourist legt eben einen neuen Farbfilm in seinen Fotoapparat, um das idyllische Bild zu fotografieren: blauer Himmel, grüne See mit friedlichen schneeweien Wellenkmmen, schwarzes Boot, rote Fischermütze. Klick. Noch einmal: klick. Und da aller guten Dinge drei sind und sicher sicher ist, ein drittes Mal: klick.Das sprde, fast feindselige Gerusch weckt den dsenden Fischer, der sich schlfrig aufrichtet, schlfrig nach einer Zigarettenschachtel angelt; aber bevor er das Gesuchte gefunden, hat ihm der eifrige Tourist schon eine Schachtel vor die Nase gehalten, ihm die Zigarette nicht gerade in den Mund gesteckt, aber in die Hand gelegt, und ein viertes Klick, das des Feuerzeuges, schliet die eilfertige Hflichkeit ab. Durch jenes kaum messbare, nie nachweisbare Zuviel an flinker Hflichkeit ist eine gereizte Verlegenheit entstanden, die der Tourist - der Landessprache mchtig - durch ein Gesprch zu überbrücken versucht."Sie werden heute einen guten Fang machen."Kopfschütteln des Fischers."Aber man hat mir gesagt, dass das Wetter günstig ist."Kopfnicken des Fischers."Sie werden also nicht ausfahren?"Kopfschütteln des Fischers, steigende Nervositt des Touristen. Gewiss liegt ihm das Wohl des rmlich gekleideten Menschen am Herzen, nagt an ihm die Trauer über die verpasste Gelegenheit."Oh, Sie fühlen sich nicht wohl?"Endlich geht der Fischer von der Zeichensprache zum wahrhaft gesprochenen Wort über. "Ich fühle mich groartig", sagt er. "Ich habe mich nie besser gefühlt." Er steht auf, reckt sich, als wolle er demonstrieren, wie athletisch er gebaut ist. "Ich fühle mich phantastisch."Der Gesichtsausdruck des Touristen wird immer unglücklicher, er kann die Frage nicht mehr unterdrücken, die ihm sozusagen das Herz zu sprengen droht: "Aber warum fahren Sie dann nicht aus?"Die Antwort kommt prompt und knapp. "Weil ich heute men schon ausgefahren bin.""War der Fang gut?""Er war so gut, dass ich nicht noch einmal auszufahren brauche, ich habe vier Hummer in meinen Krben gehabt, fast zwei Dutzend Makrelen gefangen..." Der Fischer, endlich erwacht, taut jetzt auf und klopft dem Touristen beruhigend auf die Schultern. Dessen bester Gesichtsausdruck erscheint ihm als ein Ausdruck zwar unangebrachter, doch rührender Kümmernis."Ich habe sogar für men und übermen genug", sagt er, um des Fremden Seele zu erleichtern. "Rauchen Sie eine von meinen?""Ja, danke."Zigaretten wer

den in die Münder gesteckt, ein fünftes Klick, der Fremde setzt sich kopfschüttelnd auf den Bootsrand, legt die Kamera aus der Hand, denn er braucht jetzt beide Hnde, um seiner Rede Nachdruck zu verleihen."Ich will mich ja nicht in Ihre persnlichen Angelegenheiten mischen", sagt er, "aber stellen Sie sich mal vor, Sie führen heute ein zweites, ein drittes, vielleicht sogar ein viertes Mal aus, und Sie würden drei, vier, fünf, vielleicht gar zehn Dutzend Makrelen fangen - stellen Sie sich das mal vor."Der Fischer nickt."Sie würden", fhrt der Tourist fort, "nicht nur heute, sondern men, übermen, ja, an jedem günstigen Tag zwei-, dreimal, vielleicht viermal ausfahren - wissen Sie, was geschehen würde?"Der Fischer schüttelt den Kopf."Sie würden sich sptestens in einem Jahr einen Motor kaufen knnen, in zwei Jahren ein zweites Boot, in drei oder vier Jahren vielleicht einen kleinen Kutter haben, mit zwei Booten und dem Kutter würden Sie natürlich viel mehr fangen - eines Tages würden Sie zwei Kutter haben, Sie würden...", die Begeisterung verschlgt ihm für ein paar Augenblicke die Stimme, "Sie würden ein kleines Kühlhaus bauen, vielleicht eine Rucherei, spter eine Marinadenfabrik, mit einem eigenen Hubschrauber rundfliegen, die Fischschwrme ausmachen und Ihren Kuttern per Funk Anweisungen geben. Sie knnten die Lachsrechte erwerben, er Fischrestaurant erffnen, den Hummer ohne Zwischenhndler direkt nach Paris exportieren - und dann...", wieder verschlgt die Begeisterung dem Fremden die Sprache.Kopfschüttelnd, im tiefsten Herzen betrübt, seiner Urlaubsfreude schon fast verlustig, blickt er auf die friedlich hereinrollende Flut, in der die ungefangenen Fische munter springen. "Und dann", sagt er, aber wieder verschlgt ihm die Erregung die Sprache.Der Fischer klopft ihm auf den Rücken, wie einem Kind, das sich verschluckt hat."Was dann?" fragt er leise."Dann", sagt der Fremde mit stiller Begeisterung, "dann knnten Sie beruhigt hier im Hafen sitzen, in der Sonne dsen - und auf das herrliche Meer blicken.""Aber das tu' ich ja schon jetzt", sagt der Fischer, "ich sitze beruhigt am Hafen und dse, nur Ihr Klicken hat mich dabei gestrt."Tatschlich zog der solcherlei belehrte Tourist nachdenklich von dannen, denn früher hatte er auch einmal geglaubt, er arbeite, um eines Tages einmal nicht mehr arbeiten zu müssen, und es blieb keine Spur von Mitleid mit dem rmlich gekleideten Fischer in ihm zurück, nur ein wenig Neid.

aus: Heinrich Bll, Werke, Band: Romane und Erzhlungen 4, 1961-1970, S. 267-269. Kiepenheuer ln.

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